Bühnencollage „Durchkreuzt“ – Erlebnisgottesdienst für Augen, Ohren und Herzen

In den Ankündigungen für diese Veranstaltung blieb so manches offen. Betrat man am Palmsonntagabend das Gemeindezentrum, fiel der Blick auf drei Musiker vorne, vor ihnen ein eindrückliches Gemälde des Gekreuzigten, an der Seite ein Maler in Aktion, alles umrahmt von 15 Gemälden zur Passion Jesu, auf Staffeleien hauptsächlich an der Fensterfront im Gottesdienstraum angeordnet. So wurden die ca. 60 Besucher quasi eingerahmt und waren mitten im Geschehen. Die Künstler, die Laienmusiker Michael Schuhbach am Piano, Carsten Fritzsche als Percussionist und Gunnar Bremer an der Gitarre, zwei davon Pastoren von Beruf, ebenso der Maler Ralph Ossa aus Dresden. Mit ihren instrumentalen Improvisationen untermalten sie gekonnt das Geschehen der Bilder, die in stattlicher Größe an der Leinwand wirkten, Motive von Palmsonntag bis zum Zerreißen des Vorhangs im Tempel nach dem Sterben Jesu. Mit sich steigernden Klängen begann der 90-minütige Erlebnisgottesdienst, in denen eine Grundmelodie immer wieder zu hören war. Während der gesamten Zeit ließ der Maler Ralph Ossa ein Ölgemälde entstehen als Geschenk und Erinnerung für Hemsbach. Während die Bilder nacheinander das Passionsgeschehen zeigten, trug Gunnar Bremer die biblischen Passionstexte dazu vor, die er noch durch Meditationen in zeitgemäßer Sprache ergänzte. Zusätzlich verkörperte er mit seiner ausdrucksstarken Stimme einzelne Personen, die er aus der Geschichte hervortreten ließ: Den Verräter Judas, sowie Petrus, der nach der Verleugnung regelrecht am Schrei der Hähne zu leiden schien, oder Pilatus als ein Beamter, der nur seine Pflicht rechtfertigte. So und auch durch manche Fragestellung wurde der einzelne Zuhörer in das Geschehen und in einen eigenen Entscheidungsprozess mit hinein genommen.

Gemälde von Ralf Ossa, das an diesem Abend in der EFG Hemsbach entstandZu manchen Bildern stimmten die Musiker passende Taizé-Gesänge oder Passionschoräle an, die zum Mitsingen einluden. Beim Bild vom letzten Abendmahl gingen Matzen und Frischkäse durch die Reihen, so dass sich jeder in das Abendmahlsgeschehen mit eingebunden fühlen konnte. Die Nähe zur heutigen Zeit kam in manchen Bildern für mich erschreckend zum Ausdruck, wie in dem Bild „Jesus am Boden“ - der kreuztragende Jesus dargestellt inmitten einer Großstadtszene, umringt von bewaffneten Soldaten. Höhepunkt des Abends waren eindrückliche Bilder der Kreuzigung, und der Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ sowie die Lesung aus Jesaja 53 verdeutlichten noch einmal, dass unsere ganze menschliche Schuld Jesus aufgeladen wurde. Dann wurde der Raum absolut still und dunkel, eine bedrückende und doch gleichzeitig friedliche Stimmung, bis dann mit dem Choral von Paul Gerhard „Wie soll ich dich empfangen“ eine Atmosphäre der Offenheit und Ermutigung entstand. Abschließende Worte zur Menschwerdung Jesu mündeten in die Möglichkeit, in einem Gebet die eigene glaubende Hinwendung zu ihm zum Ausdruck zu bringen.

Bevor sich ein offener Teil mit Gespräch und Gebetsmöglichkeit anschloss, erläuterte Ralph Ossa das für Hemsbach bestimmte Bild: Das gelbe Kreuz, an dem Jesus hängt eher im Hintergrund, ist Jesus mitten unter den Menschen, ein Jesus zum Anfassen. Vom Kreuz fällt Licht, denn Leiden ist für Gott keine Endstation. Die Hoffnung für Hemsbach!

Ein wirklich nachhaltiger und tiefgehender Abend und ein wunderbarer Einstieg in die Karwoche!

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