Trotz Verletzungen befreit leben – Frauenfrühstück mit Ruth Kölbel

„Gekränkt – Verletzt – Enttäuscht“ – zu diesem Thema, das wohl jeden irgendwo betraf, waren 80 Frauen in unser Gemeindezentrum zusammen gekommen, um gemeinsam ein Frühstück zu genießen, einen Vortrag zu hören und es sich gut gehen zu lassen. Referentin war an diesem Morgen Ruth Kölbel aus Maulbronn. „Ich bin die Ruth mit dem Hut, der tut mir gut“, so begann die ausgebildete Pädagogin ihre persönliche Vorstellung. Die gebürtige Memmingerin zog vor vielen Jahren mit ihrem Mann und 3 kleinen Kindern nach Maulbronn, wo sie gemeinsam die Arbeit des CVJM Baden bekannt machten. Sie übernahmen das CVJM-Lebenshaus „Schloss Unteröwisheim“ bei Kraichtal mit 80 Gästebetten und leiteten es 22 Jahre bis zum Ruhestand ihres Mannes. Heute ist sie in der Ehe- und Familienseelsorge tätig und kümmert sich um 8 Enkelkinder. Eine reiche Auswahl an handgefertigten Holzartikeln aus dem dortigen Lädchen wurde nach der Veranstaltung zum Kauf angeboten. Musikalisch umrahmt wurde der Morgen von Gudrun Krastel am Cello.

Hier eine Zusammenfassung der Ausführungen:

Gekränkt, verletzt, enttäuscht - und trotzdem befreit leben – ist das möglich? Oftmals lösen heute noch schmerzhafte Erfahrungen aus Kindheit oder Jugendzeit ungute Gefühle und Reaktionen aus. Dazu kommt häufig das eigene Selbstmitleid. Doch nicht zu vergessen die Tatsache, dass man trotz Kränkungen auch selbst kränkend, trotz Verletzungen selbst verletzend, trotz Verachtung doch auch selbst verächtlich denkend ist. Wie die Bibel sagt, regiert heute noch das Böse, das in die Welt kam. Heilung ist dennoch möglich, wird man ehrlich zu sich selbst, ist der Wille zur Veränderung da und folgen Schritte. Die Psychologie unterscheidet Primär- und Sekundär-Erfahrungen. Bei den Primär-Erfahrungen beeinflussen gewisse prägende Mottosätze wie „Du bist nichts wert“ noch heute. Eine Rüge in der Kindheit benötigt fünf bis sieben Mal Lob, damit wieder ein Gleichgewicht herrscht. Verletzungen kann man mit einer schlecht heilenden Wunde vergleichen. Minderwertigkeit, Arroganz oder Depressionen können Auswirkungen von Verletzungen und unbewusster Verdrängung sein. Bei den Sekundär-Erfahrungen brechen im Zusammenleben in Familie, Gemeinde oder Beruf in bestimmten Situationen alte Wunden wieder auf. Alfred Adler hat gesagt: „Nicht die Tatsachen bestimmen unser Leben, sondern wie wir sie deuten“. Auch wenn es Zeit braucht, können die Gedanken verändert werden.

Ruth Kölbel beschrieb mehrere Gebiete der Verletzungen. Wer im Mutterleib Ablehnung erfahren hat, darf die Annahme Gottes neu begreifen. Verletzungen entstehen außerdem durch das Vergleichen mit anderen. Auch belastende Orte, bei denen Verlassenheitsängste auftraten, können Verletzungen bewirken, ebenso wie schmerzhafte Einzelerlebnisse (z. B. Todesfälle) oder ständige unterschwellige Selbstvorwürfe. Falsch ist es, die Gefühle zu ignorieren und alles beim Alten zu lassen. Auch die Verdrängung ist keine Lösung, denn sie kostet 50% der Lebensenergie. Und wer Wundpflege betreibt oder sich in die Kummerecke zurückzieht und die Wunden lecken lässt, tritt auf der Stelle. Der Heilungsweg setzt zuerst Ehrlichkeit vor Menschen und vor Gott voraus. Die Bibel verspricht uns auch, dass Gott alles neu macht. Befreit leben kann, wer, wie der Liederdichter Paul Gerhard, seine Wege und die Kränkungen dem treu sorgenden Gott anbefiehlt, wie es auch im Psalm 37 beschrieben wird.

Tags: Archiv, Bericht, Frauenfrühstück