Dorothea Hille plaudert „durch die Blume“ über das Schenken und Beschenkt werden

Wer meint, bei einem Frauenfrühstück darf nicht von Herzen gelacht werden, der hat den vergangenen Mittwochmorgen nicht miterlebt. „Es war so witzig, einfach klasse!“, so die überwiegende Resonanz der knapp 100 Frauen, die im Evang. Bonhoeffer-Gemeindezentrum zusammen gekommen waren. Bereits zu Beginn des Vortrages war klar, dass diese Referentin es schafft, die anwesenden Frauen zum Thema „Vom Schenken und Beschenkt werden – das wäre doch nicht nötig gewesen“ mit ihrem trockenen Humor herzerfrischend zu unterhalten. „In Schwaben wird man mit 40 gescheit, und ich bin mehr als anderthalbmal gescheit, merke es aber überhaupt nicht“, so Dorothea Hille, von Beruf Lehrerin und seit acht Jahren mit einem dreifachen Großvater verheiratet. Schwäbelnd und mit vielen Beispielen aus ihrem Alltagsleben brachte sie liebevoll und fesselnd den Frauen die unterschiedliche Art des Schenkens und Beschenkt Werdens näher. Mit einer Geschichte von Ephraim Kishon mit wechselnder Verkleidung durch Hut und Krawatte führte sie durch ein Zwiegespräch zwischen Ehemann und –frau in das Thema ein. Damit stellte sie fest, dass Schenken ein hohes Risiko beinhaltet, eine Herausforderung oder Verpflichtung sein kann, aber auch ein riesengroßes Vergnügen. Entgegnet der andere „Das wäre doch nicht nötig gewesen“, sei das wie ein Schlag ins Gesicht.

In lockerem Plauderton nahm sie dann aus einem gedachten großen Blumenstrauß einzelne Blumen heraus und brachte sie in Beziehung zum Thema. Die erste Blume war die Christrose, das Geschenk Gottes in Jesus, verbunden mit der Einladung, diesem kleinen Kind zu begegnen. Der Weihrauch, das persönliche Geschenk aus dem Lebensbereich der drei Weisen, stehe für die eigenen Gaben, die man weiterverschenken könne, und sei es ein handgeschriebener Brief oder ein Lied. Das Gänseblümchen setzte sie als Symbol für kleine Geschenke, die die Freundschaft erhalten, den Goldregen für riesengroße Geschenke, die man auch gerne annehmen sollte, und die Studentenblume für das Verschenken wertvoller Zeit. Bei diesen Geschenken sage man gerne “das kommt mir wie gerufen“. Anhand des Mauerblümchens machte sie denen Mut, die sich in Bezug auf Geschenke benachteiligt fühlten, weil Jesus Christus gerade für diese seine Liebe in die Welt gebracht hat. Mit Passionsblume, Osterglocke und Pfingstrose ermutigte sie, Vergebung der täglichen Schuld, Freude über die Auferstehung und das Wirken des Heiligen Geistes zu erleben. Das Tränende Herz in ihrem Blumenstrauß nahm sie für Zeiten massiver Trauer, in denen Gottes Trost zum Tragen komme, und die vertrocknete Strohblume für tiefe Lebenskrisen, in denen Geschenke anderer gar nicht interessierten. Diese Zeiten erlebte sie selbst durch den Tod ihres 20-jährigen Sohnes und ihrer eigenen Erkrankung. Für sie erinnert die Herbstzeitlose an die hinter ihr liegende lebhafte Zeit, zusammen mit 100 Studenten in Tübingen. „Ich muss jetzt lernen, was die Zeit geschlagen hat, weil ich über 60 bin“ - denn alles habe seine Zeit, und das zu wissen, sei ein Geschenk. Neben einem Fleißigen Lieschen, das zu beschäftigt sei, um sich beschenken zu lassen, beinhaltete ihr Blumenstrauß auch das kleine Vergissmeinnicht, stehend für ein unnötiges und unpassendes Geschenk, aber voller Liebe. Gerbera und Schlingpflanze seien eher unnütz, denn die erste setzte sie für verordnete, nicht spontane Geschenke (wie am Valentinstag), die zweite für Geschenke, bei denen man etwas vom anderen fordere. Und auch der Kaktus, piekend, da wo man getroffen wird, stehe sinnbildlich für ein absolut unpassendes Geschenk. Bei denen sage man eher: „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Abschließend zog sie die Orchidee aus ihrem Strauß – eine Blume, die wieder zur Blüte kommen kann, auch wenn sie vernachlässigt wird, sinnbildlich für Gottes Güte und Treue, die jeden Tag neu da sind als ein Geschenk der zweiten Chance.

Der Vortrag wurde auf CD aufgenommen und kann für 3,- Euro bezogen werden bei Viola Reisert.

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