Von Begegnungen der ersten, zweiten und dritten Art

Autorenlesung bei Frauenfrühstück

So manche Frage nach dem Inhalt des Vortrags blieb im Vorfeld bei dem Thema „Ich…und meine BEGEGNUNG“ offen. Doch mit der Frage der Referentin Elisabeth Eberle zu Beginn „Wem sind Sie heute schon begegnet?“ wurde schnell deutlich, dass die an diesem Morgen im Gemeindezentrum anwesenden Frauen dazu angeregt wurden, über sich und ihre eigenen Begegnungen nachzudenken. Die 1966 geborene Elisabeth Eberle aus Winterbach bei Stuttgart, verheiratet und zwei Kinder, fing bereits im Kindesalter an zu schreiben. Nach der Absolvierung der Bibliotheksfachschule veröffentlichte sie im Jahr 2000 ihr erstes Buch mit Gedichten. Seitdem erschienen weitere Bücher, unter anderem „miniaturen – feine skizzen zum menschsein“, aus dem sie auch einige Texte las.

Sie beleuchtete das Thema „Ich…und meine Begegnung“ anhand von drei Punkten:

Die erste Begegnung - mit mir selbst, die zweite Begegnung - mit dem anderen und schließlich eine Begegnung „der dritten Art“. In der kindlichen Entwicklungsphase gäbe es zwischen dem sechsten und achtzehnten Lebensmonat die Spiegelphase, dann, wenn Kinder sich im Spiegel entdecken und beginnen, sich bewusst wahr zu nehmen. Diese Begegnung mit sich selbst sei die allererste wirkliche und entscheidende Begegnung, denn damit beginne das Kind zu begreifen, dass es in ein Gefüge eingebunden und nicht das Zentrum des Ganzen ist. Jede Lebensphase sei gewissermaßen mit einer solchen Spiegelphase verbunden – und wer mit einer harten Lebenssituation konfrontiert wird, dem blicke aus dem Spiegel die Veränderung entgegen. Im Spiegel einer bitteren Enttäuschung zum Beispiel tauchten mitunter Gefühle bis hin zur Rache auf. Jedoch stecke hinter jeder neuen Begegnung mit sich selber die Chance der Veränderung, und damit die Fähigkeit, beim nächsten Mal anders mit der Situation umzugehen.

Eine Begegnung mit dem Du wäre erst dann richtig möglich, wenn man sich der Begegnung mit sich selbst stelle, also wisse, wer man selbst sei, so Frau Eberle. Denn beziehungsfähig sei nur der, der mit sich selbst zurecht komme. Die Bibel spricht auf ihren ersten Seiten bereits davon, dass der Mensch auf Gemeinschaft angelegt ist. So wie Gott damals Adam im Paradies gerufen habe, so rufe Gott heute noch hin zu sich.

Die dritte Begegnung sei sozusagen eine außerirdische. Wir begegneten Gott durch Begegnungen auch mit uns selbst – wir seien sein bestes Werk.

In ihren nachdenklichen aber auch mit Humor gewürzten Texten bzw. Kurzgeschichten geht es der Autorin um ihre Alltagsbegegnungen - z. B. mit Kindern mit Migrationshintergrund oder einfachen Landbewohnern. Diese Begegnungen drücken eine Sehnsucht aus nach Liebe, Geborgenheit, Verständnis und Barmherzigkeit, aus denen Gottes „trotzdem bin ich da“ spräche. Zum Abschluss ihrer Ausführungen erwähnt Frau Eberle die allerletzte Begegnung Jesu am Kreuz mit dem Verbrecher neben ihm, den er zu sich ins Paradies einlud. „Für ihn war es nicht zu spät und auch für uns soll es nie zu spät sein“, so ihre abschließenden Worte.

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