Ehemalige Thailand-Missionarin berichtet über Erfahrungen mit Tod und Leiden
100 Frauen waren ins Bonhoefferzentrum gekommen, um beim Frauenfrühstück Ruth Lösch zum Thema „Hauptsache gesund?“ zu hören. Die Referentin aus Lampertheim ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat 3 Kinder, eines davon aus Asien adoptiert. 10 Jahre lang arbeitete sie zusammen mit ihrem Mann in Flüchtlingslagern in Bangkok unter Gefangenen und Illegalen.
Gesundheit und Krankheit waren schon in ihrer Kindheit bedeutsame Themen, als sie als 7-Jährige eine unheilbare Erkrankung überlebte und über Nacht geheilt wurde. In ihrer Ausbildung als Krankenschwester machte sie die Erfahrung, dass mit sterbenden Menschen sehr lieblos und abwertend umgegangen wurde. Dies brachte sie dazu, 2010 einen Palliativkurs zu besuchen, um auf einer Palliativstation zu arbeiten.
In ihren Ausführungen stellte Ruth Lösch einen Zusammenhang zwischen dem diesjährigen biblischen Losungstext, den jede Besucherin als Lesezeichen auf ihrem Teller vorfand, und dem Thema „Gesundheit“ her: Wir Menschen haben auf dieser Erde keine bleibende Stadt. Aus diesem Grund müsse man sich auch mit dem Tod auseinandersetzen. Jedoch brauche man Schmerz, Wut oder Bitterkeit in einer Krankheit nicht zu verdrängen, denn auch ein krankes Leben könne erfüllt sein, was in zahlreichen Lebensberichten beschrieben werde. Auch in der Bibel, die von ihr mehrfach zitiert wurde, werde häufig von „schweren Tagen“ berichtet, und auch die Frage nach dem Warum tauche auf. Da es auf das „Warum ich?“ keine Antwort gibt, sind nicht selten Undankbarkeit und Rückzug die Folge. Für wen der Sinn seines Hierseins eine Ewigkeit bei Gott ist, der bekomme Mut und Gewissheit in Zeiten, wo man Gottes Handeln in Frage stelle. Vielfach werde überhaupt nur dann nach Gott gefragt, wenn es einem schlecht gehe und sein Eingreifen in guten Tagen ignoriert. Dann, kurz vor dem Tod, gehe jeder Mensch den gleichen Weg der Nöte, dem Heraustreten aus der Körperhülle. Frieden für die Seele, trotz der körperlichen Schwäche, gebe es nur bei Gott, so die Rednerin. Auch Angst gehöre zur Welt, aber Gott habe sie überwunden. Dieses und andere Versprechen aus Gottes Wort können Halt und Zuversicht geben. Das erlebe sie auch selbst, da sie durch körperliche Einschränkungen mit starken Schmerzen der Schultern momentan auf Hilfe im praktischen Bereich angewiesen sei und dies ihr oft sehr schwer falle. Obwohl sie nicht wisse, ob sie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren könne, wolle sie Mut machen, auf Gott alleine zu vertrauen, auch wenn sein Weg oft nicht zu verstehen sei. In Gottes Händen zu sein, ihn als Anker zu haben, gebe dem Leben trotzdem einen Sinn, auch wenn es anders laufe als geplant. Dabei sei nicht Hilfe um jeden Preis angesagt und auch nicht jede Kraftquelle empfehlenswert. Beispielhaft erläuterte sie die Gefahr, sich Praktiken zu öffnen, die von Gott weg führten.
Der Vortrag wurde auf CD aufgenommen und kann für 3,- Euro bezogen werden bei Viola Reisert.
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