Menschlichen Fehlern Liebe entgegensetzen – ein Bericht vom Hemsbacher Frauenfrühstück

Schwester Teresa Zukic beim Frauenfrühstück

Schon ihr Auftreten ist erstaunlich: Schwester Teresa Zukic sieht man es beileibe nicht an, dass sie in ihrer Jugendzeit Badische Mehrkampfmeisterin wurde. Und auch sonst ist die Nonne alles andere als gewöhnlich: Die 46-jährige geborene Kroatin unterstreicht ihren Lebenslauf mit Bildern und Anekdoten. Erbin des sportlichen Talentes ihres Fußball spielenden Vaters, wurde sie Ordensschwester und war 9 Jahre lang bei den Fuldaer Vinzentinerinnen. Nach einer Ausbildung zur Altenpflegerin absolvierte sie ein Religionspädagogikstudium und gründete schließlich vor 17 Jahren die Kleine Kommunität Jesu in Pegnitz mit einer großen Kinderarbeit und dem modernen Gottesdienst Go X. Seitdem hat sie neun Musicals komponiert und aufgeführt und erhielt dafür einen Kulturpreis. Sie berichtete von ihrer ersten persönlichen Begegnung mit Gott, die ihr Leben total veränderte. Ihre Entdeckung von den Medien als Skateboard fahrende Nonne machte sie weltweit bekannt. Ebenso spektakulär war ihr hoher Geldgewinn bei einer Quizshow. „Wir sollten und trauen, ein bisschen verrückt zu sein!“, so ein Satz aus ihrem Referat. Sie kennen zu lernen hätte beim Hemsbacher Frauenfrühstück im Gemeindezentrum in der Reichenbergerstraße allein schon den Morgen füllen können. Ihren Vortrag zum Thema „Der befreiende Umgang mit Fehlern“ hielt sie ebenso humorvoll und authentisch, und die Liebe zu ihrem Gott und Jesus Christus sprudelte nur so aus ihr heraus. Im ersten Teil ging es um den Umgang mit den eigenen Fehlern. Dabei hob sie hervor, dass entscheidend wäre, was die Fehler mit einem selbst machen würden. So unterschied sie zwischen Fehlern und Sünde, wobei die Sünde um bewusstes Handeln gegen die Liebe sei und man bereits vorher wüsste, dass es falsch sei. Auch wäre es falsch, keine Fehler zu machen, denn aus Fehlern zu lernen schaffe Selbstbewusstsein und mache somit erwachsen, wie am Beispiel von Margot Käßmann zu sehen. Sie verglich die Liebe Jesu zu jedem einzelnen Menschen mit der Erfahrung, die Mütter in Auschwitz gemacht haben mussten, als man ihnen ihre Kinder aus den Armen riss. Für diese hätten sie alles getan, ja sich selbst geopfert anstelle des Kindes. Leider, so bemerkte sie, sei bei uns heute Sünde gesellschaftsfähig geworden (Ehebruch), während Fehler unentschuldbar seien (Abschreiben). Auch wenn der Teufel versuchte, uns unsere Wertlosigkeit einzureden, dürften wir befreit mit unseren Fehlern umgehen, weil wir unendlich geliebt seien. Ihr lebensverändernder Satz lautete: „Gott liebt dich!“

Der zweite Teil ihres Vortrags handelte vom Umgang mit den Fehlern der anderen. Da verletzte Menschen wieder andere verletzten, gehe es nicht ohne Vergebung, um dem anderen eine neue Chance zu geben. Dies wäre ein Zeugnis für die Welt, das Verhältnis zu Gott wäre wieder in Ordnung und seelische und auch körperliche Gesundung möglich. „Wer liebt, rechnet nicht“. Wer wisse, dass er das Glück seines Lebens habe, der könne auch mit den Verletzungen durch andere umgehen. Sie setzte diese Liebe ganz praktisch um, indem sie eine der Zuhörerinnen umarmte und die anwesenden Frauen ermunterte, sich gegenseitig in den Arm zu nehmen. Ihr Rezept, um am schnellsten vergeben zu können, sei ehrlich beten und den andern segnen, auch wenn es schwer fiele. Als Hausaufgabe trug sie den Frauen auf, einen lieben Menschen zuhause zu umarmen und einen beliebigen anderen anzulächeln.

Im dritten Teil ging sie noch kurz auf den Umgang mit Fehlern in der Gemeinde ein und warb um gegenseitige Barmherzigkeit. Denn Gott frage nicht nach den Fehlern, sondern nach der Liebe zu ihm. Vergebung bedeute hier, dem anderen eine Chance zu geben. Sie stellte die Frage in den Raum, ob unsere Gemeinden fehlerfreundlich oder fehlersuchend sind. Anhand einer Bildergeschichte zeigte sie die erstaunliche Freundschaft zwischen einem Nilpferdbaby und einer Schildkröte, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit und anfänglicher Skepsis die besten Freunde wurden. Abschließend wünscht sie den 120 anwesenden Frauen Kraft zur Vergebung, die frei mache.

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