Bei Frauenfrühstück: Bewegtes Leben sagt mehr als eine Predigt
Zum ersten Frauenfrühstück in diesem Jahr in Hemsbach hatten die Evangelische Bonhoeffergemeinde und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde wieder in das Bonhoeffer-Gemeindezentrum eingeladen. Nach dem Frühstück am Buffet lauschten die knapp 60 Frauen dem beeindruckenden Lebensbericht von Annebärbel Estedabady aus Bad Kreuznach, die, gemeinsam mit ihrem Mann Bahram, das Thema „Die Realität Gottes erfahren“ mit Inhalt füllte. Frau Estedabady, die im Kindesalter im Raum Mannheim lebte, hat vier inzwischen erwachsene eigene Söhne und zwei iranische Pflegesöhne und war in zahlreichen Ländern beheimatet. Über ihrem Lebensbericht stand der Satz: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken eines Lebens machen kann, wenn man sie ihm ganz überlässt.“ Ihr ereignisreiches Leben begann, als sie Mitte 20 nach dreijähriger Bibelschulausbildung aufgrund deutscher Kontakte für drei Monate alleine mit dem Reisebus nach Teheran fuhr, um dort ca. 12.000 deutschsprachige Frauen zu besuchen. Dabei lernte sie über eine Missionsorganisation ihren iranischstämmigen Mann kennen, den sie dort auch christlich heiratete. Bahram Estedabady, ehemals Muslim in einem zu 99% muslimischen Land, berichtete selbst enthusiastisch in gebrochenem Deutsch, wie er durch ein amerikanisches Missionarsehepaar, in dessen Waisenhaus er groß wurde, zum lebendigen christlichen Glauben kam. Die Bibelarbeiten mit den deutschen Frauen im Iran mussten heimlich stattfinden. Denn diese lebten in einem goldenen Käfig im Wohlstand, aber unter der Kontrolle ihrer Männer, die sie sich aus Deutschland geholt hatten und ihnen anschließend die Möglichkeit verwehrten, das Land wieder zu verlassen.
Nach ihrer Zeit im Iran gingen Estedabadys nach Pakistan, wo sie die Leitung eines Waisenhauses für 50 Kinder übernahmen. Bereits nach zweieinhalb Jahren musste aufgrund von Intrigen das Heim geschlossen werden und die Familie zog nach Ägypten, wo auch ihr drittes Kind zur Welt kam. Die Arbeit in einem Waisenhaus für 600 Kinder wurde auch dort behindert, so dass sie zur Dörferarbeit übergingen und unter den zahlreichen, häufig koptischen Christen Bibelstunden abhielten - eine Arbeit, die heute noch besteht.
Heute lebt die Familie in Deutschland, wo sie 1986 die selbständige Organisation „Licht und Hoffnung“ gründeten. So veranstalten sie unter persisch sprechenden Mitbürgern Freizeiten mit über 100 Teilnehmern. Durch Bibelfernkurse konnte der als Pastor ordinierte Bahram bereits über 100 Glaubenstaufen (auch in Schwimmbädern und Flüssen) durchführen. Ein Schock war es, als in den 90er Jahren ihr Haus mit Versammlungsraum und Bücherstube einem schlimmen Feuer zum Opfer fiel. Obwohl sie im Anschluss daran keine richtige Bleibe hatten, spürten sie dennoch den Schutzschild Gottes und gingen zuversichtlich weiter. Die Arbeit im stets mit Gästen gefüllten Haus führte zu Konfliktsituationen und Überforderung, die Annebärbel schließlich ausbrennen ließen und zweimal zum Burnout führten. In dieser Zeit erkannte sie, dass sie Gott auch diese Bruchstücke hinlegen konnte und begann, notwendige Auszeiten einzuplanen. Auch heute leidet sie unter körperlichen Beschwerden des Bewegungsapparates und muss sich immer wieder Operationen unterziehen.
Zum Abschluss ihres sehr authentischen und persönlichen Vortrages zitierte sie ein Gedicht über die Perle, wie sie mit dem Menschen verglichen wird, der durch Reibungen und Schmerz zu etwas Wunderbarem und Wertvollem gestaltet wird.
Den Fragen im Anschluss aus den Reihen der Zuhörerinnen war zu entnehmen, dass sie dem sehr eindrücklichen Vortrag mit Interesse gefolgt waren. Für alle Interessierten gibt es eine CD-Aufnahme, die für drei Euro bei Viola Reisert bestellt werden kann.
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