Frauenfrühstück: Zuhörerschaft bei Frauenfrühstück lauscht Lebensbild

(Bericht vom 30. Januar 2008)

Am vergangenen Mittwoch hatten die evang.-freikirchl. Gemeinde und die evang. Bonhoeffer-Gemeinde in Hemsbach zum ersten Frauenfrühstück diesen Jahres in das Bonhoeffer-Gemeindezentrum eingeladen. „Helen Keller – ein Lebensbild“, so lautete das Thema, zu dem Ursula Geppert aus Weinheim als Referentin zu Gast war. Die sympathische Mutter dreier (fast) erwachsener Kinder arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation und ist seit vielen Jahren aktiv in der Frauenenarbeit sowie im Arbeitskreis Israel des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes tätig. Sie ist Autorin mehrerer Bücher, in denen sie sich auch gerade mit erstaunlichen Frauenbiographien auseinandersetzt. Mit dem Leben der 1880 in Alabama geborenen Helen Keller verbindet sie ihre eigene Tochter, die den Zweitnamen Helen trägt.

Die Begrüßung und eine Bildbetrachtung über die aktuelle Jahreslosung stimmten die 70 anwesenden Frauen aller Altersgruppen und Konfessionen in den Morgen ein, an die sich das Frühstück anschloss. Frau Geppert stellte zu Beginn ihrer Ausführungen fest, dass für einen Großteil der Frauen der Name Helen Keller nicht unbekannt war. Doch sicher war es dann doch bedrückend zu hören, welches Schicksal die als das zweite Weltwunder von Amerika bezeichnete Frau im Kindesalter erlitt - durch eine Gehirnentzündung wurde sie im Alter von 19 Monaten blind und taub. Sie erlebte daraufhin schlimme Jahre der Einsamkeit und eine tiefe Bindung zur Mutter. Weil sie sich nicht mitteilen konnte, endete ihr Tatendrang häufig in Wutausbrüchen. Bis sie 7 Jahre alt war halfen ihr nur Gesten, sowie ein immer feiner werdender Geruchs- und Tastsinn zur Verständigung und Erkundung ihrer Umgebung auf der Farm, wo sie lebte. Das Verwöhntwerden durch die Eltern machte sie zu einem schwierigen Kind.

Das Vorbild eines Mädchens gleichen Schicksals, das das Sprechen erlernte, bewirkte, dass sie eine Lehrerin bekam. Diese Ann Sullivan war sehr streng, und mit viel Geduld und Kampf wollte sie der Siebenjährigen Gehorsam und Liebe beibringen. Zu diesem Zweck zogen sie weg von der Familie in ein Gartenhäuschen, wo Ann sich ihr ganz widmen konnte. Dort lernte Helen Häkeln, Stricken und jeden Tag neue Wörter, die Ann ihr in die Hand schrieb. Tastbare Dinge konnte sie so unterscheiden lernen, aber erst als sie begriff, was „denken“ bedeutete, bekam sie eine Vorstellung von Liebe. Als sie erkannte, dass Gott Liebe ist, wollte sie die Bibel lesen; und dies war Auslöser für das Erlernen der Blindenschrift. Helens Fortschritte erregten Aufsehen, und mit 12 Jahren, als sie auch schreiben gelernt hatte, beschloss sie, als erste Blinde das Gymnasium zu besuchen.

Ihre Entwicklung und ihre Fähigkeiten waren so spektakulär, dass bedeutende Persönlichkeiten ihre Freundschaft suchten. So sagte Marc Twain: „Die größten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts sind für mich Napoleon und Helen Keller!“

Mit 16 Jahren, zu einer Zeit, als es noch fünf verschiedene Blindenschriften gab, lernte sie Deutsch, Latein, Französich und Naturwissenschaften. Mit 20 Jahren begann sie ein Studium, das sie mit Bachelor und Ehrendoktor abschloss und bewies damit, dass sie ebenso viel leisten konnte wie ein Gesunder. Während der ganzen Jahre versuchte sie, sprechen zu lernen. Mit 16 Jahren hielt sie ihren ersten Vortrag für Hörgeschädigte, der allerdings ein Fiasko wurde; aber sie gab nicht auf, auch wenn es mühevoll blieb, sie zu verstehen. Sie zog in ein Dorf, wo sie Zeit hatte, ihr Lebenswerk auszuarbeiten und sich ganz für Blinde einzusetzen. Danach waren Helen und Ann ständig unterwegs und 1921 wurde die „Stiftung für die Blinden“ in Amerika eingeweiht. 1936 starb Ann, ihre beste Freundin, die sie bis dahin überall hin begleitet hatte und 50 Jahre lang Auge und Ohr für sie gewesen war. Danach ging Helen nach Japan und baute dort eine Blindenarbeit auf. Später bereiste sie gemeinsam mit ihrer Sekretärin alle Kontinente und kümmerte sich um die Blinden. Wenn sie auf das Geheimnis ihrer Kraft angesprochen wurde, so wies Helen Keller auf die Bibel hin, ihr Schatz, mit dessen Hilfe sie Gottes Liebe weiterzugeben vermochte. Nach einem reichen, sehr bewegten Leben starb sie 1968. Viele Gebäude und Einrichtungen erinnern noch heute an diese außergewöhnliche Frau.

Der Vortrag auf CD ist bei Viola Reisert erhältlich.

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