Betriebsame Aufbruchsstimmung

Der jüdische Pianist Alyosha Ryabinov verpackt religiöse Botschaft in musikalischer Brillanz. Ein Bericht der Weinheimer Nachrichten zum Klavierkonzert vom 20. März 2007

Mission mit dem Klavier: Der jüdische Pianist Alyosha Ryabinov gab im evangelisch-freikirchlichen Gemeindezentrum ein bewegendes Konzert. (Bild: Borgenheimer)

Hemsbach. (G.J.) Eine bestimmte Eigenschaft von Musik besteht darin, auszudrücken, was sich in Worten nicht sagen lässt, und so war deshalb auch die Begegnung mit dem amerikanischen jüdischen Pianisten und Komponisten Alyosha Ryabinov aus Florida in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Liebenzeller Mission Weinheim für jeden Zuhörer ein Gewinn. Pastor Claus-Heinrich Albertsen hieß die Besucher zu diesem hochklassigen Klavierkonzert mit seinem geistlichen Anliegen willkommen. Sein besonderer Gruß galt den Mitgliedern der Liebenzeller Mission zum ersten gemeinsamen Treffen, das er als historisch einordnete. Der frühere Pastor der Liebenzeller Mission und heutige Leiter vom Arbeitskreis Israel, Karl-Heinz Geppert, hob in seiner Begrüßung hervor, dass der Pianist Alyosha Ryabinov in seiner alle tief bewegenden Art Klavier zu spielen wohl einmalig sei und überreichte ihm als kleines Dankeschön für sein Kommen eine Figuren-Plastik, die sehr gut vermittle „wie ein guter Vater“ sein soll.

Wie ausdrucksvoll Ryabinov seine Tonsprache vermittelte, war aber auch in der Tat lohnend zu hören. Gibt es doch nur wenige Menschen, die Gottes Botschaft musikalisch verpackt so einprägsam rüberbringen können. Der Pianist wurde in Kiew geboren und stammt aus einer sehr begabten Musikerfamilie. Mit fünf Jahren begann seine musikalische Ausbildung, später studierte er Kompositionslehre. Mit 14 Jahren komponierte er schon Opern und Symphonien. Sein Verlangen war, einen Master-Abschluss zu erwerben, aber dazu wurde ihm die Einschreibung aufgrund seiner jüdischen Abstammung in das Konservatorium in Kiew und auch wegen dem immer stärker aufkommenden Antisemitismus in der damaligen Sowjetunion verweigert.

Die Familie entschied sich deshalb zur Ausreise in die Vereinigten Staaten, um ein neues Leben zu beginnen, was Alyosha Ryabinov wegen der damaligen großen Ausreisewelle dem „Auszug aus Ägypten“ gleichsetzte. In den USA erwarb er den akademischen Grad „Master für Klavieraufführung“. Dann habe er die jüdische Geschichte studiert und viel dabei gelernt.

Im Neuen Testament der Bibel habe er Jesus entdeckt, der auch über nicht jüdische Menschen gesprochen habe. Als messianischer Jude sei es ihm daher ein ganz besonderes Anliegen, die Wand zwischen Juden und Nichtjuden zu durchbrechen, denn Juden wie alle Christen überhaupt verbinde einzig die Liebe zu Gott und der persönliche Glaube an Jesus Christus.

So habe es ihn auch deshalb mit dazu inspiriert in dem Verlangen, Musik als Lobpreislieder für Gott zu komponieren. Es entstanden Kompositionen, neu, aber klassisch in der Form, in der sich sein russisches Erbe mit seinem jüdischen Hintergrund mit der technischen Brillanz eines hoch begabten Pianisten eindrucksvoll verbindet. Gott habe ihm zum Komponieren die Inspiration gegeben, aber auch seine Frau Jody inspiriere ihn seit 22 Jahren, wie er betonte.

Fantastisch, wie Ryabinov in den Lobpreisliedern „Ich liebe es, Gott zu loben und zu preisen“, „Die Verheißung“ und „In deiner Gegenwart“ seine musikalische Botschaft umsetzte und mit pianistischer Bravour aufzeigte, wie eng diese Themen inhaltlich miteinander verflochten sind. Mit großer Emotionalität hatte er seine folgende dreiteilige Sonate umgesetzt, die den Kampf des jüdischen Volkes widerspiegelt, von der Zerstreuung bis zur Staatsgründung. Im stürmischen Satz „Tempest“ (Sturm) schilderte er die Jahre der Zerstreuung Israels in die ganze Welt (was auch passierte) mit der begleitenden großen Verfolgung und wie sich dann Gott mitten im Sturm zu seinem Volk ausstreckt. Der Satz „Travail“ (Wehen) zeigte auf, dass es vieler Wehen bedurfte, um 1948 die Nation Israel zu bilden und auf die Welt zu bringen. Man hörte aber auch daraus, dass Israel heute durch eine Zeit der Wehen geht, denn ringsherum sind Leute, die Israel hassen. Der dritte Satz „Triumph“ ist von großer Freude bestimmt, denn der Messias kommt nach Jerusalem, setzt seinen Fuß auf den Ölberg, das ganze Volk Israel freut sich und ist völlig wieder hergestellt.

Die Sonate „Das Lied Israels“ ist ein vor Spielfreude recht schäumendes Werk, mal mit lebensfrohen und temperamentvollen Passagen, kraftvoll marschierenden Bässen, mal in betriebsamer „Aufbruchstimmung“. „Hören Sie mit Ihrem Herzen“, sagte Alyosha Ryabinov, „denn dann wird die Musik ihr Leben verändern.“ Er komme aus einer jüdischen Tradition, die in der Bibel verwurzelt sei und bei dieser Tradition sei das Klatschen erlaubt, dozierte er weiter. Der Funke war dann vollends übergesprungen, denn begeistert sangen dann alle klatschend beim Lied „Halleluja“ mit, angetrieben von Frau Jody und der perfekt übersetzenden Marina Kotz.

Quelle für Text und Bild: Weinheimer Nachrichten vom 23. März 2007, Seite 14 (Anmerkung der Redaktion: Der im Zeitungsartikel falsch geschriebene Name ‚Ryabinow‘ wurde korrigiert zu ‚Ryabinov‘)

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